Dipl.-Biol. Sigrun Mittl – holon-dialoge.de – ab März 2022

Ein Essay im Werden

Ich freue mich sehr, dass Sie trotz des scheinbar „esoterischen“ Titels dieses Essay einen Impuls gespürt haben, einen Schritt weiterzugehen. Es wird nicht esoterisch, das darf ich Ihnen versprechen.

Stellen Sie sich einen kurzen Augenblick vor, dass Sie auf der Erde stehen, was Sie ja sowieso ständig tun. Sie denken die Atmosphäre der Erde nie mit, aber dennoch gäbe es uns alle nicht, wenn die Erde nicht von dieser umhüllt wäre. Ohne diese Schichten oder Sphären wäre die Erde der kosmischen Strahlung ausgesetzt, was alles Leben sofort töten würde. Die Erde ist also ohne ihre Sphären gar nicht zu denken, auch wenn wir sie in der Regel nicht mitdenken, wenn wir an sie denken. Diese das Leben und uns erst ermöglichende Erdatmosphäre (atmos – griech. Dampf, Dunst, Hauch; sfaira – griech. Kugel, Bereich) wird in Abhängigkeit von Temperatur- und anderen Verhältnissen in verschiedene Schichten eingeteilt, nämlich von der Erdoberfläche aus betrachtet die Troposphäre, die Stratosphäre, die Mesosphäre, die Thermosphäre und die Exosphäre, die fließend in den Weltraum übergeht. Die Übergangsbereiche von einer Sphäre zur nächsten werden mit dem Wort -pause bezeichnet, also die Tropopause, Stratopause usw.

Soweit ich das jetzt verstehe, bilden diese Sphären eine Hierarchie, keine Holarchie. Den Unterschied habe ich an anderer Stelle erklärt.

Gehen wir jetzt zum Menschen. Ich sage, der Mensch, also Sie und ich sind Sphärenwesen und eine Holarchie. Das klingt esoterisch, ist es aber nicht, wenn wir an unsere Erde mit ihren Sphären denken. Welche Sphären sind denn immer um uns, wenn wir sie auch nie mitdenken, sondern uns nur für den Körper halten, den wir haben und von dem wir meist glauben, dass wir er sind?

Wir bestehen aus Sphären, die ineinander verschachtelt sind. Die unterste Sphäre ist die Abiosphäre mit den Elementen Kohlenstoff, Silicium, Kalium, etc., ohne die kein Körper aufgebaut werden kann. Die nächste Sphäre, die Physiosphäre, bildet unseren Körper, der häufig mit dem Begriff „Physischer Körper“ bezeichnet wird, was vermuten lässt, dass es noch andere Körper geben könnte. Ich meine, es müsste noch eine Organosphäre geben, aber da denke ich noch nach. Die nächste Sphäre ist schon keine materielle mehr, aber nichtsdestoweniger real vorhanden, nämlich die Psychosphäre, in der unsere Emotionen und Empfindungen leben und schweben. Ohne Verstand könnten wir nicht denken und so ist klar, dass das normale Denken in der Noosphäre stattfindet. Unser Gewissen, unsere Ethik und das höhere Denken verorte ich in einer Sphäre, die ich als Arbeitsbegriff Syneidesisphäre nennen möchte. Rudolf Steiner nennt sie die Bewusstseinsphäre und ich glaube, die beiden könnten inhaltlich übereinstimmen. Auch darüber denke ich noch nach. Die nächst „höhere“ oder umfassendere Sphäre oder Sphären sind die verschiedenen Sphären des GEISTES. Auch darüber denke ich noch nach.

So ist für mich ganz klar, dass wir Menschen Sphärenwesen sind. Wir sind uns dessen nur nicht bewusst. Richten wir uns also wieder auf, spannen wir uns auf zwischen Himmel und Erde – dann kommen wir dem wieder näher, was wir wirklich sind: ein Mittler zwischen Himmel und Erde, die wir aber auch sind: Erde, Mittler und Himmel zugleich. Das bringt mich zu der Feststellung, die Hamlet Horatio gegenüber trifft: „There are more things in Heaven and Earth, Horatio, Than are dreamt of in your Philosophy.“ Meist übersetzt wird dieses Zitat aus der Feder Shakespeares mit „Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden als Eure Schulweisheit sich träumen lässt.“

Vielleicht gibt es uns als Himmel und als Erde? Denken wir weiter darüber nach.

Demnächst mehr…